Verhandlungen in Mergers & Acquisitions (M&A)-Transaktionen sind meist nicht nur hochkomplex, sondern genauso zeit- und kostenaufwendig – und zwar für Käufer und Verkäufer gleichermassen. Um möglichst rasch auf die gleiche Ebene zu kommen und die relevanten Bedingungen schriftlich festzuhalten, ist der Letter of Intent (LOI) essenziell. Der LOI oder die Absichtserklärung ist ein für beide Parteien elementares Dokument im Verkauf und Kauf von Unternehmen und einer der ersten Schritte im Akquiseprozess.
Aber was sind bezeichnende Merkmale eines LOI? Und worauf sollten Sie beim LOI in einem M&A-Deal besonders achten? Im Folgenden klären wir diese und weitere Fragen für Sie auf. Damit Sie sowohl als Käufer als auch Verkäufer wissen, auf was Sie ein Auge haben sollten:
- Was ein M&A Letter of Intent ist
- ob ein Letter of Intent verbindlich ist oder nicht,
- Die Bedeutung des Letter of Intent aus Sicht von Käufer und Verkäufer
- Was sind die typischen Eigenschaften eines Letter of Intent, und
- Mögliche weitere Verhandlungen
Was ist ein M&A Letter of Intent?
Im Kontext von Mergers & Acquisitions (M&A, Fusionen & Übernahmen) stellt ein Letter of Intent (LOI) das erste schriftliche Dokument zwischen den involvierten Parteien in einem geplanten Unternehmenskauf dar. In einem M&A-Prozess stellt der LOI damit ein wichtiges Element auf dem Weg zum eigentlichen Kaufvertrag dar. Ein LOI wird nach den ersten Gesprächen und nach der Unterzeichnung der Vertraulichkeitsvereinbarung (NDA), aber noch vor der Due Diligence verfasst.
Üblicherweise erstellt der Käufer den Letter of Intent. Damit signalisiert er dem Verkäufer seinen Willen, die M&A-Transaktion seriös anzugehen. Der LOI dokumentiert die Schlüsselbedingungen für die Abwicklung der Übernahme von Unternehmen. Somit setzt der LOI den Rahmen für die anstehende Transaktion und ist wichtig, um im M&A-Prozess voranzuschreiten. Der LOI muss von den involvierten Parteien geprüft, akzeptiert und unterzeichnet werden.
Ist ein Letter of Intent verbindlich?
Wenn nicht anders im Dokument festgehalten, ist ein Letter of Intent grundsätzlich unverbindlich. Es ist allerdings üblich, dass gewisse Bestimmungen darin verbindlich sind. Es muss zwingend und klar ersichtlich festgehalten werden, welche der Klauseln unverbindlich und welche verbindlich sind. Der Verfasser bringt dies entweder gleich zu Beginn des LOI zum Ausdruck oder allenfalls auch zum Schluss mit einem dedizierten Paragrafen wie: “Dieser vorliegende LOI ist unverbindlich mit Ausnahme der Klauseln X, Y und Z, die verbindlich sind”. Zu der Ausnahme der verbindlichen Klauseln gehören damit unter anderem, aber nicht zwingend abschliessend, die folgenden:
- Vertraulichkeit
- Exklusivität
- Recht auf Due Diligence (aus Sicht des Käufers)
- Pflicht, nach Treu und Glauben zu handeln
Die Relevanz des M&A Letter of Intent
Sie fragen sich vielleicht, wieso Sie denn überhaupt einen Letter of Intent verfassen sollen, wenn die Mehrheit der Bestimmungen unverbindlich sind? Diese Frage ist durchaus berechtigt. Nichtsdestotrotz ist ein Unternehmenskauf, der ohne einen LOI über die Bühne geht, äusserst rar. Und dies aus gutem Grund: Die meisten Parteien bevorzugen die Gewissheit einer schriftlichen, moralischen Verpflichtung, die einen vorläufigen Rahmen für die wichtigsten Bedingungen einer Transaktion bietet. All dies, bevor die Involvierten erhebliche Kosten und Aufwand für die Durchführung der Due Diligence und für die Aushandlung eines endgültigen Kaufvertrags auf sich nehmen. Die folgenden sind drei der Hauptfragen und Gründe für die Verfassung eines LOI:
- Befinden sich Käufer und Verkäufer auf gleicher Ebene? Um Aufwand und Kosten möglichst gering zu halten, ist diese Grundfrage zentral bei der Funktion des LOI. Je besser hier von beiden Seiten gearbeitet wird und sich beide Parteien verpflichten, desto besser sind in der Regel die kommenden Schritte und desto einfacher ist es für M&A-Berater und Anwälte, die notwendigen Dokumente für die Transaktion vorzubereiten.
- Wie ernst meint es der Käufer wirklich? Auch wenn er nebst einigen wenigen Klauseln, und wenn nicht anders vermerkt, unverbindlich ist: der LOI dient dem Verkäufer trotzdem als Bestätigung, dass es der Käufer ernst mit dem M&A-Prozess meint.
- Kann die Due Diligence begonnen werden? Der LOI ebnet den Weg für die Due Diligence, den nächsten essenziellen Schritt in der M&A-Transaktion. Der Verkäufer tut gut daran, Dokumente für die Due Diligence bereits vor der Unterzeichnung des LOI ordentlich vorbereitet zu haben.
Der erste Entwurf erstellt der Käufer, nachdem er das Zielunternehmen ausgewählt hat. Je nach Käufer kann der LOI allerdings einseitig ausfallen, sodass die Verkäuferseite Änderungen vornehmen will. So gibt es einige Unterschiede, die Sie beachten müssen, gegeben Ihrer Seite im M&A-Prozess:
Die Relevanz des LOI aus Käufer-Perspektive: Als Käufer können Sie das Zielunternehmen nur auf minimale Art und Weise überprüfen. Erst nach Unterzeichnung des LOI können Sie mit der Due Diligence beginnen und erhalten Einblick in die wirklich aussagekräftigen Dokumente des Unternehmens. Grundsätzlich wollen Sie als Käufer den LOI so schnell wie möglich unterzeichnen, weil danach alle Vorteile auf Ihrer Seite liegen. Gleichzeitig wissen Sie als Käufer auch, dass Sie sich praktisch schadenfrei aus der Transaktion zurückziehen können, wenn Sie während der Due Diligence etwas entdecken, was Ihnen nicht gefällt.
Die Relevanz des LOI aus Verkäufer-Perspektive: Von noch höherer Bedeutung als für den Käufer ist der Letter of Intent für den Verkäufer. Sie sollten diesen immer so spezifisch verhandeln, wie nur möglich. Die Hilfe durch M&A-Berater und Anwälte ist dabei sicherlich sinnvoll. Denn Fakt ist: Jeder schwach oder gar nicht definierte Begriff kann Sie als Verkäufer im Lauf der M&A-Transaktion schlimmstenfalls arg verfolgen. Sobald der LOI von beiden Parteien unterzeichnet ist, verlieren Sie als Verkäufer nämlich einen Grossteil Ihrer Hebelwirkung. Als Verkäufer müssen Sie also ganz besonders die für Sie relevanten Bestimmungen konkretisieren – und auf diesen beharren, bevor Sie den LOI unterzeichnen. Grundsätzlich wollen Sie sich als Verkäufer in den Verhandlungen so viel Zeit wie möglich (und so viel wie nötig) nehmen, um alle Details zu definieren.
Typische Merkmale eines Letter of Intent
Ein Letter of Intent im M&A-Kontext hat erhebliche Merkmale. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, spätestens an diesem Punkt M&A-Berater und Anwälte in den Prozess einzubeziehen; als Käufer, um beim Verfassen des LOI zu helfen, und als Verkäufer, um bei der Überprüfung und etwaigen Verhandlungen zu helfen. Die folgenden Absätze dienen als Leitfaden und nicht als feste Struktur, da es je nach Umfang des Geschäfts Unterschiede geben kann. Die verbindlichen Klauseln müssen klar definiert sein. Die üblichsten Absätze und Bedingungen für den LOI können aus den folgenden Fragen bestimmt werden:
Einleitung: Wer sind die Vertragsparteien? Wer ist der Käufer, wer der Verkäufer? Was ist das Ziel der Transaktion? Ist es eine Fusion? Was ist der Zeitplan? Welche Fristen und Meilensteine sind definiert?
Vereinbarungen zur Vertraulichkeit: Der Käufer verspricht, alle Informationen, die der Verkäufer ihm über das Unternehmen gibt (vor, während und nach der Due Diligence), jederzeit vertraulich zu behandeln. Vertraulichkeit ist eine der Klauseln im LOI, die verbindlich ist.
Zusicherung der Exklusivität: Mit der Exklusivitätsklausel bestätigt der Verkäufer, dass er für einen definierten Zeitraum nicht mit anderen Part
Sorgfaltspflicht: Hier legen Käufer und Verkäufer die Bedingungen und den Umfang der Sorgfaltspflicht fest. Dies beinhaltet den beabsichtigten Zeitplan. Welche Dokumente möchte der Käufer prüfen? Gibt es Dokumente, die der Verkäufer nicht offenlegen möchte? Was sind die Gründe dafür? Wird der Verkäufer in einem fortgeschrittenen Stadium des M&A-Prozesses Einblicke geben?
Kaufpreis und Bedingungen: Was ist der Kaufpreis? Der Kaufpreis ist festgelegt, kann jedoch während des M&A-Prozesses ändern, beispielsweise während der Sorgfaltspflicht. Wie bezahlt der Käufer? Was erwirbt er? Vermögenswerte? Alle Vermögenswerte? Oder behält der Verkäufer einige? Erwirbt der Käufer Aktien? Möchte der Käufer alle oder nur die verbleibenden Aktien kaufen? Ist das Betriebskapital im Kaufpreis enthalten? Arbeiten die Mitarbeiter nach dem Abschluss für den Käufer? Oder ist dies eine Fusion? Welche Verbindlichkeiten sind in der Transaktion enthalten?
Bedingungen für den Abschluss: Welche finanziellen Bedingungen müssen erfüllt sein? Welche regulatorischen Anforderungen müssen erfüllt sein? Ist eine behördliche Genehmigung erforderlich?
Weitere Bestimmungen: Werden die Gebühren zwischen den Parteien geteilt? Oder werden sie vollständig von der Partei getragen, die die Kosten verursacht hat? Was passiert, wenn der Käufer sich aus der Transaktion zurückziehen möchte? Ist eine Entschädigung fällig? Was passiert, wenn der Deal nicht zustande kommt? Muss der Verkäufer dem Käufer einen Teil der Kosten erstatten?
Weitere Verhandlungen nach dem ersten Entwurf des LOI
Da M&A-Transaktionen hochkomplex sind, folgen in der Regel weitere Verhandlungen zwischen den Parteien nach dem ersten Entwurf des LOI und bevor er unterzeichnet wird. Zum Beispiel kann der Käufer Bedingungen definieren, die vorher nie besprochen wurden. Dies kann zu individuellen Anpassungen führen, aber auch zu einem völlig neuen Entwurf des Letter of Intent. Aspekte, die der Verkäufer möglicherweise nicht akzeptiert, beinhalten:
- Zeitraum der Exklusivität ist zu lang,
- Umfang und Dauer der Due Diligence zu umfangreich,
- Vorgeschlagener Kaufpreis liegt zwischen X und Y, anstatt eines Festpreises,
- usw.
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