Ein Share Purchase Agreement (SPA) im Rahmen einer Unternehmenstransaktion ist das Rechtsdokument, das den Kauf und Verkauf von Anteilen an einem Zielunternehmen formalisiert. Wie ist ein solcher Vertrag aufgebaut? Worauf müssen sich Käufer und Verkäufer einigen können? Was geschieht, wenn der Verkäufer falsche Angaben macht?
Ein Share Purchase Agreement (SPA) ist das zentrale schriftliche Dokument im Mergers & Acquisitions (M&A)-Prozess, das die Bedingungen für den Kauf beziehungsweise Verkauf von Unternehmensanteilen zwischen der Käufer- und der Verkäuferseite formalisiert. Die in diesem komplexen Dokument enthaltenen Informationen können entscheidend für den erfolgreichen Abschluss einer M&A-Transaktion sein. Wie muss so ein SPA aufgebaut sein?
In diesem Artikel gehen wir auf die wichtigsten Elemente eines SPA ein, darunter Kaufpreisregelungen, Zusicherungen und Gewährleistungen und Earn-Out-Klauseln die für ein erfolgreiches Closing zu beachten sind.
7 kurze Fakten zum Share Purchase Agreement (SPA)
- Ein Share Purchase Agreement (SPA) im Rahmen einer Unternehmenstransaktion ist das Rechtsdokument, das den Kauf und Verkauf von Anteilen an einem Zielunternehmen formalisiert.
- Die Ergebnisse der Due Diligence werden in der Regel im Share Purchase Agreement festgehalten.
- Der Kaufpreis und die Zahlungsbedingungen werden im SPA festgehalten.
- Im SPA werden die Rechte und Pflichten des Käufers und des Verkäufers festgelegt, die sich aus dem Unternehmenskauf ergeben.* 5. Ein SPA enthält in der Regel Zusicherungen und Garantien des Verkäufers über den Zustand des Zielunternehmens.
- Zusätzlich kann der SPA Beschränkungen für den Verkäufer für die Zeit nach dem Closing enthalten.
- Der Umfang und die Komplexität eines SPA können je nach Grösse und Art des Zielunternehmens stark variieren.
Was ist ein Share Purchase Agreement (SPA)?
Im Kontext von Mergers & Acquisitions (M&A) bezeichnet ein Share Deal die Transaktionsform, bei der Anteile an einem Unternehmen vom Verkäufer auf den Käufer übertragen werden. Der Käufer übernimmt dabei sowohl alle Vermögenswerte, Verträge und sonstigen Rechte als auch alle Verbindlichkeiten und Verpflichtungen des Verkäufers. Nach der Vertraulichkeitsvereinbarung (NDA) und dem Letter of Intent (LOI), einer unverbindlichen Absichtserklärung, in der die wesentlichen Bedingungen des Unternehmenskaufs zwischen Käufer und Verkäufer festgelegt werden, ist das Share Purchase Agreement somit das zentrale Dokument einer Unternehmenstransaktion. Dieser umfassende Vertrag enthält detaillierte Bestimmungen und Bedingungen, die sowohl den Verkauf als auch die Übertragung der Vermögenswerte regeln.
Der Aufbau eines Share Purchase Agreements
Ein Share Purchase Agreement im Rahmen einer M&A-Transaktion ist typischerweise wie folgt aufgebaut:
Präambel und beteiligte Parteien: Die Präambel eines SPA bildet den einleitenden Teil des Vertrages und dient dazu, den Hintergrund und den Zweck der Transaktion zu erläutern. Ausserdem werden hier die beteiligten Parteien des Vertrags namentlich genannt: der Käufer (Buyer) und der Verkäufer (Seller).
Definition der Begriffe: Dieser Abschnitt enthält Definitionen für alle wesentlichen Begriffe, die im SPA verwendet werden. Die Definitionen helfen dabei, den Vertrag klar und verständlich zu halten und potenzielle Streitigkeiten zu minimieren.
Kaufpreisregelung: Der SPA sieht zwei Mechanismen zur Bestimmung des endgültigen Kaufpreises für das Unternehmen vor: “Locked Box” und „Closing Accounts”.
Signing: Beide Parteien unterzeichnen den SPA, wodurch der Deal offiziell wird.
Closing Conditions: Die Closing Conditions sind Bedingungen, die vor dem Closing des SPA erfüllt sein müssen.
Covenants: Covenants sind Verpflichtungen der Parteien für den Zeitraum zwischen Signing und Closing.
Gewährleistungen und Zusicherungen (Representations and Warranties): Dies sind Zusicherungen des Verkäufers über den Zustand des Unternehmens.
Freistellungen (Indemnities): Das sind Bestimmungen zur Haftungsfreistellung des Käufers für bestimmte Risiken.
Earn Out: Diese Klausel wird verwendet, wenn ein Teil des Kaufpreises von der zukünftigen Leistung des verkauften Unternehmens abhängig gemacht werden soll.
Wettbewerbsverbote: Diese Klausel beschreibt Beschränkungen für den Verkäufer nach dem Verkauf des Unternehmens.
Closing: Wenn alle Bedingungen erfüllt sind, werden die Anteile offiziell vom Verkäufer auf den Käufer übertragen.
Im Folgenden gehen wir näher auf die wichtigsten Bestimmungen ein:
Kaufpreisregelungen im Share Purchase Agreement
Kaufpreisregelungen sind ein wichtiger Bestandteil von Share Purchase Agreements (SPA) bei M&A-Transaktionen. Sie legen fest, wie der endgültige Kaufpreis für die zu erwerbenden Unternehmensanteile ermittelt wird. Es gibt zwei Hauptmethoden (Mechanismen) zur Bestimmung des Kaufpreises:
- der feste Kaufpreis (Locked Box)
- der variable Kaufpreis (Closing Accounts)
Auf diese zwei Mechanismen für die Kaufpreisregelung gehen wir im Folgenden genauer ein.
1. Kaufpreisregelung: Fester Kaufpreis – “Locked Box”
Bei der Locked-Box-Methode wird der Kaufpreis auf der Grundlage historischer Finanzdaten festgelegt und bleibt bis zum Abschluss der Transaktion unverändert. Der Kaufpreis wird in der Regel durch die Berechnung des Enterprise Value (EV) ermittelt, der den Gesamtwert des Unternehmens darstellt. Hinzu kommen weitere wesentliche vertragliche Absicherungen durch Leakage-Klauseln, Covenants und Bring-Down-Erklärungen:
Berechnung des Festpreises: Der Kaufpreis wird über eine Equity Bridge vom Enterprise Value auf den Equity Value (tatsächlicher Kaufpreis) übergeleitet. Dabei werden Positionen wie Nettoverschuldung, nicht betriebsnotwendiges Vermögen und Pensionsverpflichtungen berücksichtigt.
Als Beispielrechnung:
- Enterprise Value (EV) = 100 Mio.
- Nettoverschuldung = -20 Mio.
- Nicht betriebsnotwendiges Vermögen = +5 Mio.
- Pensionsverpflichtungen = −10 Mio.
- Equity Value = 75 Mio.
Leakage-Klausel: Diese Klausel schützt den Käufer vor unerwünschten Wertabflüssen (Leakage) vom Unternehmen zwischen dem Locked Box Date und dem Closing. Beispiele sind Dividendenauszahlungen oder Zahlungen an Gesellschafter, die den Unternehmenswert mindern könnten. Die Leakage-Klausel dient somit dem Schutz des Käufers vor unerwünschten Wertabflüssen, die den Unternehmenswert mindern könnten. In einigen Fällen kommt allenfalls die “Permitted Leakage”-Klausel zur Anwendung: Dabei handelt es sich um bestimmte im Share Purchase Agreement vereinbarte Zahlungen, die im Rahmen des gewöhnlichen Geschäftsbetriebs erfolgen dürfen, wie z.B. Lohnzahlungen oder andere vertraglich festgelegte Ausgaben.
Covenants: Covenants sind vertragliche Verpflichtungen des Verkäufers, bestimmte Handlungen zu unterlassen, um den Wert des Unternehmens bis zum Closing zu sichern. Beispielsweise kann sich der Verkäufer im SPA verpflichten, keine neuen Schulden aufzunehmen, oder es kann die Zustimmung des Käufers vor Abschluss langfristiger Verträge erforderlich sein. Im Grunde sollen Covenants sicherstellen, dass das Unternehmen bis zum Closing im normalen Geschäftsbetrieb fortgeführt wird und keine wesentlichen Änderungen ohne Zustimmung des Käufers vorgenommen werden.
Bring-Down-Erklärung: Diese Bring-Down-Erklärung bestätigt, dass die im Vertrag gemachten Zusicherungen und Gewährleistungen auch zum Zeitpunkt des Closings noch gültig sind. Treten zwischen Signing und Closing wesentliche Änderungen ein, kann der Käufer unter bestimmten Voraussetzungen von der Transaktion zurücktreten oder Anpassungen verlangen.
2. Kaufpreisregelung: Variabler Kaufpreis – “Closing Accounts”
Im Gegensatz zum Locked-Box-Mechanismus kann beim variablen Kaufpreismechanismus der endgültige Kaufpreis erst nach dem Closing auf Basis eines Zwischenabschlusses (Closing Accounts) ermittelt werden. Der Closing Accounts-Mechanismus funktioniert wie folgt:
Kaufpreisberechnung: Beim Closing wird zunächst der Kaufpreis gezahlt. Anschliessend werden die Closing Accounts erstellt, die die tatsächliche finanzielle Situation des Unternehmens zum Closing-Stichtag widerspiegeln. Auf Basis dieser Abschlüsse wird dann der endgültige Kaufpreis berechnet.
Kaufpreisregelung: Die Kaufpreisregelung im SPA legt das Verfahren zur Festlegung des endgültigen Kaufpreises fest:
- Vereinbarung eines vorläufigen Kaufpreises beim Signing
- Festlegung der Berechnungsmethode für den endgültigen Kaufpreis
- Erstellung der Closing Accounts zum Closing-Stichtag
- Prüfung der Closing Accounts durch beide Parteien
- Berechnung des endgültigen Kaufpreises und Ausgleich der Differenz
Beim Closing Accounts-Mechanismus ist ausserdem eine Kombination von zusätzlichen Kaufpreisanpassungen üblich, um den bestmöglichen Rahmen für eine faire und transparente Kaufpreisfindung zu schaffen:
Cash free oder Debt free: Der Käufer erwirbt das Unternehmen ohne überschüssige Barmittel oder Schulden. Diese werden vor dem Closing berücksichtigt. Überschüssige Barmittel werden entweder vor dem Closing entnommen oder dem Kaufpreis hinzugerechnet. Schulden werden vom Kaufpreis abgezogen oder vor dem Closing beglichen.
Working Capital: Diese Anpassung sorgt dafür, dass das Unternehmen mit ausreichend Working Capital übergeben wird. Abweichungen vom vereinbarten Ziel-Working-Capital führen zu einer Anpassung des Kaufpreises (nach oben oder unten, je nach Abweichung Working Capital). Ziel ist es, dass das Unternehmen zum Closing über ein ausreichendes Working Capital verfügt, um den laufenden Geschäftsbetrieb fortzuführen.
Absicherung der Kaufpreisberechnungsklauseln (Past Practice Regelung): Diese Regelung verpflichtet die Parteien, die Closing Accounts nach den gleichen Bilanzierungsmethoden zu erstellen, wie sie in der Vergangenheit angewendet wurden. Dies soll Manipulationen bei der Erstellung der Closing Accounts verhindern und für Transparenz sorgen.
Gewährleistungen und Zusicherungen in einem Share Purchase Agreement
Neben der Wahl der Kaufpreisregelung sind Gewährleistungen und Zusicherungen (auch „Representations and Warranties“ genannt) weitere wichtige Bestandteile eines SPA bei einer M&A-Transaktion. Sie dienen dazu, dem Käufer ein klares Bild über den Zustand des zu erwerbenden Unternehmens zu vermitteln und potenzielle Risiken zu minimieren. Typische Bereiche hierfür sind unter anderem:
- Der Verkäufer gibt an, dass die Jahresabschlüsse des Unternehmens korrekt und vollständig sind und dass es seit dem letzten Bilanzstichtag keine wesentlichen finanziellen Veränderungen gegeben hat.
- Der Verkäufer legt offen, welche wichtigen Verträge bestehen und bestätigt, dass es keine Vertragsverletzungen gibt.
- Der Verkäufer bestätigt, dass alle arbeitsrechtlichen Vorschriften eingehalten werden.
- Der Verkäufer informiert über laufende oder drohende Rechtsstreitigkeiten und behördliche Untersuchungen.
Die Verletzung dieser Garantien hat rechtliche Konsequenzen für den Verkäufer. Der Käufer kann Schadenersatz verlangen oder – in schwerwiegenden Fällen – sogar ganz vom M&A-Deal zurücktreten.
Damit diese doch sehr käuferseitigen Garantien und Zusicherungen aber nicht nur negativ für den Verkäufer sind, gibt es bestimmte Regelungen, die formalisiert werden:
- Zeitliche Begrenzung von Gewährleistungen und Zusicherungen: Häufig gibt es zeitliche Begrenzungen, innerhalb derer der Käufer Ansprüche geltend machen kann, beispielsweise 12 bis 24 Monate nach dem Closing.
- Haftungsobergrenzen: Der Verkäufer verlangt Haftungsobergrenzen (ein Maximalbetrag, der maximal geltend gemacht werden kann, auch “Cap” genannt) und Selbstbehalte, um seine Haftung zumindest zu begrenzen.
Earn-Out-Klauseln und Wettbewerbsverbote im Share Purchase Agreement
Ein weiterer wichtiger Bestandteil vieler SPAs bei M&A-Deals sind Earn-Out-Klauseln. Sie bieten eine Lösung, wenn Käufer und Verkäufer völlig unterschiedliche Vorstellungen über den Wert des Unternehmens haben. Bei dieser Methode wird ein Teil des Kaufpreises von der zukünftigen Leistung des verkauften Unternehmens abhängig gemacht, wodurch der Kaufpreis in zwei Teile aufgeteilt wird:
- einen fixen Teil, der beim Verkauf bezahlt wird und
- einen variablen Teil, der gezahlt wird, wenn das Unternehmen bestimmte Ziele erreicht.
Für die Earn-out-Klausel können verschiedene Ziele wie Umsatz, Gewinn oder Kundenzuwachs festgelegt werden, und wenn das Unternehmen diese Ziele innerhalb eines bestimmten Zeitraums (oft 2-3 Jahre) erreicht, erhält der Verkäufer weitere Zahlungen.
Ein Beispiel für eine Earn-out-Klausel:
Ein Unternehmen wird für 10 Mio. CHF verkauft. Davon werden 8 Mio. CHF sofort gezahlt. Die restlichen 2 Mio. CHF werden als Earn Out vereinbart: Wenn das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren ein Umsatzwachstum von jeweils 20 % erzielt, erhält der Verkäufer die zusätzlichen 2 Mio. CHF.
Wettbewerbsverbote sollen den Wert des verkauften Unternehmens für den Käufer schützen, indem sie verhindern, dass der Verkäufer unmittelbar nach dem Verkauf in Konkurrenz zum verkauften Unternehmen tritt. Typischerweise verpflichtet sich der Verkäufer, für einen bestimmten Zeitraum (oft 2-5 Jahre) und in einem bestimmten geografischen Gebiet nicht in derselben Branche tätig zu werden oder Kunden und Mitarbeiter des verkauften Unternehmens abzuwerben.
Fazit
Eines ist also klar: Je nach Grösse und Art des Unternehmens kann die Erstellung eines Share Purchase Agreements für den M&A-Deal ein komplexes Unterfangen sein. Gleichzeitig minimiert ein gut strukturierter und detaillierter SPA Risiken, schafft Klarheit über die Rechte und Pflichten beider Parteien und kann somit für den Erfolg der Unternehmenstransaktion entscheidend sein.